Bekanntes ungewohnt miteinander verknüpfen – oder: Aufnahmeprüfungen für Kuschler(innen)
Es gibt nichts neues unter der Sonne. Oder doch? „Neue“ Sachen entstehen, in dem man bereits Bekanntes, oftmals auch scheinbar zunächst nicht Zusammengehörendes ungewohnt miteinander neu verknüpft. Ob das Ergebnis stimmig oder gar sinnvoll ist und eine Bereicherung für die Menschheit darstellt, darüber kann man häufig geteilter Meinung sein.
„Duckomania“ in der Augustusburg
So gesehen für mich in der Ausstellung „Duckomania“, die ich nur durch ihre Ankündigung im Kassenraum vor zwei Wochen in der Augustusburg wahrnahm. Hierbei wurde die bekannte Comicfigur Donald Duck grafisch-zweidimensional mit schier jeglichem bekannten Kunstwerk oder historischer Person der Zeitgeschichte verschmolzen. Edward Munchs „der Schrei“ als Duck, der vitruvianische Mensch als Duck, Mona Lisa als Duck, Karl Marx, Bismarck, Erich Honecker als Donald Duck usw. usf. Lustig sehen die Ergebnisse allemal aus, allerdings ist das Narrativ, aus dem sich dieser Neuaufguss bildet, sehr schnell durchschaut und das Maß der Kreativität für mich übersichtlich, ihre entstehenden Produkte sogar quasi vorhersehbar. Letztendlich hielt die Idee für mich wenig Inspiratives bereit, so dass ich mich letztendlich entschied die Ausstellung nicht zu besuchen.
Kreative Wandbehänge aus Schneeberg

Mich faszinierten dagegen umso mehr die kreativeren Arbeiten von Künstlern und Künstlerinnen der Hochschule Schneeberg, die sich als waagerechtes Vlies an den Wänden des Informations- und Kassenraumes der Burg ringsum ausbreiteten. Hier wurde versucht durch künstlerisch-textile Wandgewebe die Akustik des Raumes zu verbessern und den Hall zu reduzieren. Die Wandbehänge erfüllten dabei zwei Zwecke gleichzeitig: 1. einen praktisch-akustisch wirksamen und 2. einen künstlerisch-ästhetischen Part.
Aufnahmeprüfungsfragen

Doch zurück zu dem Gedanken des Verbindens von bereits bekanntem und der draus entstehenden Neusynthese aus der scheinbar unendlich viele neue Kreationen geschöpft werden können. Und dabei kam ich qua Geistesblitz auf eine geniale wie auch lustige Idee:
Wie sähen Aufnahmeprüfungsfragen für professionelle Kuschler(innen) aus?
Wie kam ich darauf? Der Sohn einer Bekannten muss demnächst eine Aufnahmeprüfung an der Musikschule absolvieren. Es ist schon interessant zu hören, was ein Aufnahme-Prüfling alles wissen muss und auch können muss. „Hören sie aus einer Tonleiter den Fehler heraus.“ „Wandeln sie eine Tonfolge in ihrer Tonart um.“ „Erkennen sie einen Akkord.“ Der Mensch hat also Fähigkeiten und Fertigkeiten. Also wir Deutschen systematisieren ja gern. Man spricht gern von Theorie und Praxis. Also einfach gesagt, welches Wissen kann er im Geist abrufen, entweder schriftlich oder mündlich, und welche Fähigkeiten kann er auch praktisch, dann meistens mit der Hand oder mit seinem Körper real in die Praxis umsetzen. Daraus schließt sich:
Sind Aufnahmeprüfungen nicht diskriminierend?
Offenbar muten wir es Menschen zu, Fähigkeiten zu erwerben, sie für die Erreichung eines bestimmten Schrittes zwingend vorauszusetzen und diese dann auch noch zu kontrollieren und zu bewerten! Das ist in Zeiten der Antidiskriminierung ja schon ein fast höchst skandalöser Vorgang, oder? Aus der Bewertung, die ja teilweise unterstellt auch noch irgendwie subjektiv sein könnte, wird dann auch noch tiefgreifend über den weiteren Lebensweg des Prüflings entschieden! Das ist schon einmal höchst bemerkenswert, dass es so eine Praxis überhaupt noch gibt. Wo doch eigentlich jeder alles sein könnte, oder sollte, oder? Und das sich scheinbar noch viele Prüflinge freiwillig(!) auf diese höchst „diskriminierende“, fast schon „rassistische“ Vorgehensweise einlassen?!
Das Cuddle-Diplom
Was wäre nun, wenn die gleiche Aufnahmeprüfung für recht ungewöhnliche Berufszweige entsandt würden? Das würde sich sicher sehr lustig anhören. Und man müsste allerhand Kreativität ansetzen. Zum Beispiel für eine(n) professionelle Kuschler(in). Eine Kuschelausbildung (Cuddling), man mag es nicht glauben, mit Diplom gibt es bereits in den USA. Das Ganze hat übrigens nichts mit Sex zu tun.
Also, denken wir uns einfach mal ein paar theoretische Grundlagen aus, die ein(e) professionelle Kuschler(in) haben müssten. Was könnte das sein?
Und bei einigem Nachdenken stößt man dabei doch auf allerhand theoretische Basis, obwohl das Kuscheln ja durchaus auch ein recht intuitiver, sinnlicher und angenehmer (Vorgang) ist, der an sich so scheint es, keinerlei theoretisches Wissen braucht. Oder doch??
Also fangen wir mal an mit Brainstorming und Sammelei von Ideen und Gedanken. Wer hat welche? Immer her damit!
Theorie
Was ist das elementare Organ beim Kuscheln? Die Haut

- Welche Fähigkeiten hat die Haut?
- Wie ist ihr Tastsinn beschaffen?
Und welches noch? Das Gehirn
- Welche Auswirkungen haben Berührungen auf den Organismus und das Gehirn?
- Welche Hormone werden ausgeschüttet?
- Nenne drei Zonen des Körpers an denen der Mensch relativ „unempfindlich“ ist.
- Nenne drei Zonen des Körpers die sehr sensibel reagieren. (erogene Zonen)
- Wie unterscheidet sich die Sensibilität und Wahrnehmung des Tastsinnes zwischen Mann und Frau?
- Welchen Unterschied gibt es zwischen Berührung mit und ohne visuellen Kontakt?
- Was ist deine Lieblingskuschel-Stellung?
Psychologie
- Was passiert bei einer Umarmung? (im Körper/Nervensystem)
- Welche psychologischen Hindernisse und Ängste kann es vor Kuscheln / Körperkontakt geben?
- Wie können diese abgebaut und Vertrauen geschaffen werden?
- Welche Wirkung hat Musik in Verbindung mit Kuscheln?
- Welche Wirkung hat Stimme in Verbindung mit Kuscheln?
- Inwiefern unterscheidet sich Kuscheln mit Textil und Kuscheln auf nackter Haut (außerhalb der erogenen Zonen)? Wie fühlen sich verschiedene Stoffe an? Welche Stoffe, welche Bekleidungsarten eignen sich zum Kuscheln und welche nicht?
Praxis
Welche praktischen Fähigkeiten sollte der/die Kuschel“könig(in)“ beherrschen?
- Wiedergabe des eigenen Gefühls- Stimmungsbildes
- Meditation
- Tanz
- Einführungsgespräch
- Streichelübungen
- Rückenmassage
- Gruppenübungen
- Dreierübungen
- Moderationsfähigkeiten
- Kommunikative Fähigkeiten
- Körpersprache
Fazit und Exkurs
Es lassen sich schon nach kurzer Zeit eine große Menge an theoretischem wie auch praktischen Basiswissen zusammentragen die für „professionelle“ also eher ambitioniertere Kuschler und Kuschlerinnen relevant sein könnten, die durchaus einer Betrachtung wert sind. Warum überhaupt? Nun Kuscheln und Körperkontakt verbessert nachweislich das Wohlbefinden des Menschen und wirkt sich sehr positiv auf seine Gesundheit und seine ganzheitliche Körperlichkeit aus. Dazu gehört manchmal auch etwas Selbstvertrauen und Mut, ungewohnte Erfahrungswelten zu betreten.

Natürlich sind auch weiterführende darüber hinausgehende sinnlich-erotische Erfahrungen für Menschen immer interessant wie auch sehr ergiebig. Wie nun Aufnahmeprüfungsfragen für eine professionelle Liebesdienerin aussehen mögen überlasse ich der Phantasie des Lesers selbst. 😊
Neueste Kommentare