Die Rückkehr einer dunklen Macht
Abgleiten. – Zu viel Zeit.
Nach der „Reise zur Lust“ stellte sich, vielleicht schon nachmittags ein anderes längst vergessenes Lebensgefühl wieder ein. Seine furchtbare Macht und sein langer Schatten wurde nur in Andeutungen offenbar, die schwanten, wie sie drohend im Hintergrund lauernd die ein Monster der Charakterklasse 80 zuschlagen wird: Die Einsamkeit.
Und das obwohl ich mit Mutter zwei Stunden geredet hatte. Doch bei ihr konnte ich den endgültigen Grund der Einsamkeit nicht auflösen. Dort gibt es nichts neues unter der Sonne. Immer wieder die gleichen einfältigen Ideen und zu kurz gefassten Weltsichten. Abstand und eine Existenz auf verschiedenen Ebenen, Leben in verschiedenen Wirklichkeiten, die eben diese Distanz gebietet, und zwischen Mutter und Sohn, zwei verschiedenen Generationen ja auch ganz natürlich ist.
Ein dunkler, mächtiger – längst vergessener Schatten aus dem Hintergrund steigt herauf
Die dunkle Macht lauerte noch im Hintergrund. Sie ergab sich aus der Erinnerung, aus der längst vergessenen und zwischendurch gänzlich in Luft aufgelösten. Ich machte meine Dauerkollegin und beste Freundin Heidemarie als Grund für ihre Überwindung, gar der gänzlichen Abwesenheit ihrer Existenz, der Existenz von tief empfundener und in ihrer Wirkung sehr gefährlicher Einsamkeit aus. Nun wurde ihre tiefe Bedeutung und ihr Wert deutlich, denn die Gegenwart von Heidemarie vermochte es scheinbar, ohne dass ich dies jedoch bewusst so gewollt und geplant hatte, eben jene dunkle Macht nachhaltig und wirksam in den letzten Jahren zu vertreiben.
Die Mächtigkeit der Einsamkeit schleicht sich heran wie ein dunkles, machtvolles Wesen aus dem Hinterhalt. Sie erscheint zu mehr an aufeinanderfolgenden Feiertagen wie den jetzigen. Zu viel Zeit. Und keiner da, der diese Zeit teilt. Doch zu viele untaugliche Illusionen, vor allem durch das Internet, die nur scheinbar, aber nicht wirklich die Einsamkeit verscheuchen. Nicht wirksam sind sondern im Gegenteil , sie wird immer stärker und bedrohlicher, ob der letztlich der wahrgenommenen Unwirksamkeit von leichtfertigen und bequemen Ablenkungen, der erkannten Illusion und des untauglichen Surrogates von sozialen Informationssplittern, nur am Bildschirm wahrgenommen werden aber nicht greif- und fühlbar sind. Ein hübsches Gesicht der nächsten potentiellen Flirts auf Tinder da, der letzte Post in Form eines ge-liktes Videos oder Weltweisheits-Spruches auf Facebook dort. So etwas erweckt die Aufmerksamkeit und ist mit einem Fingerschnipp vollbracht, letztlich aber untauglich um elementare Lebensbedürfnisse nach Nähe wirksam und richtig, also so wie offenbar von der Natur vorgesehen zu stillen und nachhaltig zu erfüllen
Living on my Own.
Todescocktail – diese Mischung ist letal und sie ist gnadenlos
Da ist niemand der mir zuhört außer ich selbst. Diese dunkle Macht war es gewesen, als ein Kompagnon von mehreren die in hinabstürzte in die große Krise, ihn niederwarf, das Todesurteil aussprach mit ausgestrecktem Speer. Ihre Freunde und Kumpanen waren Namen wie: Versager und die Hoffnungslosigkeit, Alter, Geldmangel, Existenzangst. Da war er wieder der tödliche Cocktail. So schnell geht es und das dünne Eis „seiner“ neuen Selbst-Auferstehung ist geschmolzen. Was bleibt? Was ist wirklich sicher? Worauf kann ich mich verlassen? H.? S.? K.? Die Fähigkeit zu denken? Die Fähigkeit Probleme zu lösen? Seine Vermietung? Vater? So viel wissen, wie man eigentlich endgültig der dunklen Macht den Garaus machen könnte, sollte. Und doch im jetzigen Moment, die leibhaftige Ohnmacht, die gespürte Erkenntnis immer wieder still- und stehengeblieben zu sein.
Aufraffen anstatt sich zu verkriechen – just do it.
Ich musste raus. Auf der Radtour, die wunderschönsten Naturerlebnis sie waren ein Vorbote und Ersatz zugleich der montägigen Wandertour mit Ecki, die nun ausfiel. Auch so ein extrem wichtiger Baustein, der zum Glück weit wegführte, raus aus der Einsamkeit. Danke dafür, Eckilein! Es ist gut das es dich gibt. Wenige Steine sind es, die wirklich helfen, aber sie sind umso wichtiger und bedeutungsvoller.
Gemütlichkeit und Zerstreuung – letztlich bringen sie nichts, sondern verstärken in ihrem Bumerang die Wirkung der dunklen Macht
Auf der Rückkehr erschöpft, aber nun dem Gefühl der Selbstbelohnung nahe, wähnte man sich eigentlich in herannahender Gemütlichkeit und Wohlstand des langen Abends. Aber allein! Soviel Freizeit. So viele Genüsse. Ausruhen. Freiheit. Machen was man will. Der Rausch eines Bieres. Essen. Filme. Spiele. Internet. Zerstreuung auf WhatsApp. Bilder verschicken. Spiele. Nackte Bildchen allerorten und vom Feinsten. Alle diese Genüsse und Zerstreuungen waren nicht imstande die wahre Sehnsucht nach Umarmung einer lieben Frau, nach dem Kuscheln jetzt zu stillen. Die magischen Momente, die Sehnsucht danach Ehrlich zu erfüllen. Ich wusste es bereits vorher. Diesmal war es die Erinnerung, die mehrfach Eingeübte, und dadurch bereits vorher „gewusste“ Gewissheit, dass ich mich so fühlen werde, die die Rückkehr der dunklen Macht tiefer verspüren ließ. Man ist gefangen, es gibt kein Entrinnen. Das aktive winden im Spiegel seiner angenehmen Zerstreuungen machte das festgekettet sein in seiner tiefen Verwurzelung nur noch stärker deutlich.
Hoffnungsschimmer – noch einige Stunden aushalten
Ich tröstete mich mit dem Morgen. Nur noch wenige Stunden. Das würde ich aushalten. Echte Hoffnung keimte auf. H. würde zurückkehren. Hoffentlich heil. Morgen sollte die große Kuschelparty steigen. Vielleicht ein(e) fremde Mitfahrerin, eine hübsche junge in seinem Auto. Ungewissheit wer da kommen wird, auf der Kuschelparty? Vielleicht 8 Männer und eine Frau? Oh, Gott. Dann würde ich am liebsten doch wieder umkehren. Das war der heraufziehende, doch unsicher erscheinende Hoffnungsschimmer für den Montag. Wenigstens!
Resümee: einfach erbärmlich!
So schnell liegt der Held wieder am Boden. Fassungslos. Die Unabhängigkeit und Erhabenheit des Mannes über die ich die ganze Zeit schwadronierte und philosophierte, kraft seines logischen Denkvermögens über die Welt, und damit die sich ihm bietenden Problemchen zu analysieren und endgültig aufzulösen, eine Illusion? Nichts weiter als eine dumme Lüge? Nun zeigte sich doch wieder, wie abhängig und klein der Mann ist. Nichts konnte ihn erretten, dieses armselige Würmchen, keine schlauen Gedanken, machtvollen Planspiele, kühle Mathematik, wenn das wärmende Herz der Frau fehlte.
Neueste Kommentare